Mikas Glücksgeschichte
Kontaktaufnahme mit der Pflegestelle im 3. Anlauf – der Beginn einer großartigen Hundeliebe
Nachdem mein Dackelmix, den ich mit in die Beziehung brachte, uns Mitte 2018 verlassen hatte und ich lange in Trauer war, sah ich bei eBay Kleinanzeigen im März 2019 sie: MORICA
Mittelgroß, cognacfarben mit weißem Latz.
So oder ähnlich waren die „Vorgaben“ meines Mannes. Ein Dackel sollte es jedenfalls nicht wieder werden.
In Vollzeit ohne Home-Office-Möglichkeit arbeitend war ein neuer Hund vorerst nicht denkbar, erst recht kein Welpe. Denn auch die Eltern wohnen nicht mehr „ums Eck“.
Aber MORICA gefiel auch dem Mann im Haus und ich schöpfte Hoffnung! Es klang nicht mehr ausgeschlossen, dass doch irgendwann wieder ein Vierbeiner unser Leben bereichern wird.
Ich beschäftigte mich also gedanklich stärker damit, meine Arbeitszeit zu reduzieren, aber es war klar, dass unser vierbeiniges, neues Familienmitglied 5 std alleine sein können muss. Schließlich muss das Hundefutter auch verdient werden.
Es wurde Mai und da sah ich Morica erneut.
Kommentar meine Mannes: „na dann“
Na dann? Was sollte das heissen? “Schreib doch mal hin!“
Ich tat es nicht, ich hatte Schiss.
Im Oktober sah ich Morica dann wieder im Internet und es wiederholte sich zu Hause das Gespräch zwischen uns. Ich schrieb Conny also an. Schließlich sind aller guten Dinge 3.
Kurze Zeit später besuchten wir Conny und Morica, die kleine Rumänin.
Da saß das Hündlein nun vor uns. Ängstlich, schüchtern und sehr zurückhaltend. Eigentlich genau so, wie man sich eine Erstbegegnung mit seinem zukünftigem Hund nicht unbedingt vorstellt. Wünscht man sich nicht eher einen Hund, der freudig auf einen zugelaufen kommt?
Wir gingen mit Morica Gassi und sie ging lieb mit uns mit. Etwas hinter uns und ihre Rute – der Stimmungsanzeiger schlechthin – war gänzlich unter ihren Körper verschwunden. Trotzdem: Ich war schockverliebt. So eine süße Schnute. Alles andere findet sich.
Wieder bei Conny angekommen fragte sie: Und? Ist sie so, wie Ihr sie euch vorgestellt hat?
Ich: Nein. Deutlich kleiner und zierlicher als vom Foto her erwartet, aber entzückend.
Ich konnte mich gar nicht trennen.
Dann der Schock:
Conny sagte, dass sie uns aber sagen muss, dass Morica positiv auf eine der Mittelmeerkrankheiten getestet wurde. Hepatozoonose*. Bisher war Morica bei Conny total unauffällig, aber sie darf uns das nicht verheimlichen, so sagte sie.
„Wie melden uns. Wir machen uns mal schlau“, so verabschiedeten wir uns.
Internetrecherche begann und ich war sehr verunsichert. Hatte ich doch mit meinem ersten Hund quasi ein Abo beim Tierarzt. Das wollte ich nicht wieder.
Ich rief meine Tierärztin an und wir sprachen lange. Sie sagte, wenn das Tier älter als 1 Jahr alt ist, als die Diagnose gestellt wurde und wenn sie schon länger als 1 Jahr symptomfrei in Deutschland ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit ausbricht, relativ gering. Beides war der Fall!
Nun bin ich kein Mathematiker und auf Wahrscheinlichkeiten wollte ich mich nicht verlassen. Ich wusste einfach nicht, ob wir dieses Risiko eingehen sollte. Ich schlief schlecht und war hin- und hergerissen. Tränen flossen, denn mein Herz hatte sich doch schon entschieden.
Dann sagte mein Mann: „Aber worüber reden wir? Wenn sie keine Vorerkrankungen hätte und sie würde krank werden oder verletzt sein… wir würden doch auch alles uns in der Macht stehende tun, damit sie wieder gesund wird. Wo ist das Problem?!!!“
Und da wusste ich: Sie wird „unsere“ !
Wir sagten Conny zu, ich klärte in der Firma, dass ich meine Arbeitszeit zum Jahreswechsel um 20 % reduzieren möchte und wir gingen fortan mindestens einmal wöchentlich mit Morica spazieren. Die schüchterne Maus sollte sich langsam an uns gewöhnen. Den Umzug planten wir daher nämlich erst für Ende Januar. Über den Jahreswechsel mit der Böllerei wollte wir dem Hund nämlich keinen Umzug zumuten. Weder wir noch Conny.
Und so plante ich, 3 Wochen Eingewöhnungsurlaub für Mika Ende Januar 2020 zu nehmen.
Wir entschieden, dass die kleine Maus zukünftig Mika heißt. Der Name sollte ähnlich klingen wie bisher, aber Morica gefiel mir nicht so. Mein Mann schlug noch Monika vor aber das gefiel mir erst recht nicht. Komisch!
Die Zeit schlich dahin aber dann kam er. Freitag, der 24.1.2020. Wir fuhren zu um 10 h zu Conny, regelten das Vertragliche, nahmen Mika an die Leine und verabschiedeten uns.
Wir gingen mit ihr spazieren wie immer, aber wir gingen nicht zu Conny zurück, sondern zu unserem Auto, welches wir etwas abseits von Conny‘s Haus geparkt hatten.
Interessant war, dass Mika ihre Rute an dem Tag höher trug als sonst und auch mit uns auf einer Höhe ging. Für ihre Verhältnisse viel sicherer als sonst. Fast neugierig und in freudiger Erwartung, was ihr neues Zuhause so an Überraschungen zu bieten hat.
In ihren neuen Zuhause angekommen, sass sie erstmal in der Küche.
Wir machten es uns im Wohnzimmer gemütlich und schnell kam Mika nach. Sie hatte verschiedene Hundeplätze zur Auswahl, aber der Teppich am Couchtisch erschien ihr erstmal der sicherste Platz.
Wir verbrachten die 1. Nacht gemeinsam mit ihr im Wohnzimmer. Wir wussten nicht, ob sie stubenrein ist, da bei Conny zu jeder Zeit Zugang zum Garten bestand. Aber schnell erkannten wir, wenn sie raus musste.
Nun ist es ja so, dass Hunde aus dem Tierschutz zu Beginn ein Sicherheitsgeschirr tragen müssen. Was für ein Getüddel, das Teil anzuplünnen. Auch war es nicht so, dass Mika freudig zur Tür gelaufen kam, um Gassi zu gehen. Vielmehr war es so, dass man sie fast zwingen musste, mit rauszugehen. 2,5 Schritte hinter uns trabte sie dann mit. Nach einiger Zeit schloss sie auf, aber wehe einer von uns ging etwas hinter ihr. Das mochte sie gar nicht. Oder wenn andere Menschen von hinten kamen. Paaaanik!
Am Entspanntesten war es nachts. Kaum Alltagsgeräusche und kein Mensch auswe uns unterwegs.
Wenn ich mit ihr allein ging, schlurfte ich mit dem Füßen und stampfte ab und an auf, um Mika so zu desensibilisieren. Das half ganz gut.
Noch heute dreht sie sich zwar um, wenn von hinten jmd kommt, aber es entsteht keine Panik mehr.
Ihre Rute, die aussieht wie ein Fuchsschwanz, trägt sie mittlerweile im
Kringel weit hoch. Dieser wackelt locker von rechts nach links und bedeutet „ich fühle mich gut und bin glücklich“. Je höher sie die Rute trägt, desto glücklicher ist sie. Darum sagen wir immer, die Rute ist ihr Stimmungsbarrometer.
Ich weiß noch als sie das erste Mal ihre Rute so hoch trug. Wir waren beim Stall und gingen dort spazieren. Mein Mann und ich guckten uns an und sagten: oha, freier Blick aufs Moarsloch. Na ja, Halbmast täte es auch.
Zuhause mussten wir erstmal lernen, Mika viel Sicherheit zu geben, erst recht wenn Besuch kam. Sicherheit aber auch klare Grenzen mussten wir setzen Besuch wurde leider 2x gezwickt. Dies geschah vermutlich aus Unsicherheit, musste aber dennoch im Keim erstickt werden.
Aufgrund von Corona 2 Monate nach Mika‘s Einzug, hielten sich weitere Besuche dann erstmal in Grenzen. Wir waren lange Zeit weitestgehend mit ihr allein und so war es schwierig, als dann das sich-wieder-besuchen-können losging. Es wurde der eine oder andere Besuch angeknurrt…
Beim Spazierengehen ließen wir Mika nach ca. 3 Monaten erstmals frei laufen. Es klappte prima. Mein Mann übte mit ihr über Baumstämme zu klettern, große Stapel zu erklimmen und Mika war in ihrem Element.
Als die 2 dann kurze Zeit später dann wieder im Wald waren – allein – kamen plötzlich 5 Hunde auf die beiden zugeschossen und Mika lief Herrchen davon. Er rief mich bei der Arbeit an und ich fuhr sofort nach Hause Zu zweit suchten wir den Wald ab. Holten ein Fahrrad, um den Radius zu vergrößern. Als ich das 2. Fahrrad holen wollte, da sah ich sie. Ängstlich vor dem Grundstück hin und her laufend. Ich nahm sie sofort an die Leine, streichelte sie, redete beruhigend auf sie ein und rief noch immer vor Erleichterung weinend meinen Mann an.
Wie glücklich waren wir, dass sie zu uns nach Hause lief und nicht zu Conny, die nur 10 km entfernt wohnt. Denn dort hatte Mika gut 1,5 Jahre gelebt, bis wir sie adoptiert haben.
Mika wusste also, wohin sie gehört. Was für ein Glück! Und wir haben daraus gelernt, immer die Gartenpforte geöffnet zu lassen, wenn wir Gassigehen.
Leider verknüpft Mika anscheinend nach wir vor mit diesem Ereignis Negatives, denn so wie mein Mann mit Mika allein geht und sie von der Leine lässt, dann dauert es nicht lange und sie läuft heim.
Mich macht das sehr traurig, denn bei mir funktioniert das ohne-Leine-laufen prima. Zum Glück ist mein Mann aber sehr gelassen. Er sagt immer, das wird schon noch.
Mika ist jetzt 3,5 Jahre bei uns aber das Freilaufen mit Herrchen klappt leider noch immer nicht wirklich gut. Und während sie bei mir ausrastet, wenn ich nach Hause komme, so ist sie bei Herrchen noch immer etwas verhalten. Ich bin sehr dankbar, dass mein Mann es ihr nicht übel nimmt, wenngleich es soviel einfacher wäre, sie würde ihm so vertrauen wie mir. Aber Mika hat mich scheinbar zu ihrer Heldin gemacht, neben Conny. Denn wenn wenn wir uns mit Conny treffen, kann Mika sich gar nicht wieder beruhigen und springt immer wieder an ihr hoch und rastet schier aus vor Freude.
Vielleicht ist sie einfach ein Mädchenhund.
Mein Mann macht die Morgenrunde mit Mika und ich gehe sehr früh ins Büro. So ist der Hund max. 5 h allein und einen Tag in der Woche passt die Oma auf. Ich arbeite daran, 1-2x die Woche von zuhause aus arbeiten zu können und bis dahin muss Mika weiterhin tapfer allein zu Hause sein. Das ist nicht optimal, aber sie macht das toll und wir lassen sie ansonsten so gut wie nie allein. Sie kommt mit zum Essen ins Restaurant, mit zu Freunden. Wenn wir am Wochenende einkaufen gehen, kommt sie auch mit. Und während der Supermarktbesuche wartet sie im Auto (wenn die Temperaturen es erlauben). Unsere Urlaube verbringen wir seitdem wir wieder einen Hund haben nur noch per Wohnmobil. Und wenn wir nach 2 Wochen Wohnmobilurlaub wieder zu Hause aussteigen, schlägt der Hund vor Freude Haken im Garten. Das ist soooo putzig! Zuhause ist eben zuhause.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir Vieles leichter vorgestellt. Oder mir einfach keine Gedanken darüber gemacht, dass es mit einem „gebrauchten“ Hund aus dem Tierschutz ggf anders ist, als mit einem Welpen aus Deutschland. Aber ich habe es nie bereut. Weder ich noch mein Mann. Wir lieben unseren Hund und würde sie für keinen Preis der Welt wieder hergeben.
Sie fährt super gut mit im Auto.
Sie läuft gut am Fahrrad mit.
Sie hat keinen Jagdtrieb.
Sie geht mit Herrchen joggen.
Sie kommt gern mit zum Pferd und übernimmt dort sogar die Longenarbeit – allerdings ohne Longe.
Und sie verteidigt Haus und Hof. Letztere ist manchmal etwas anstrengend, da ihr Gebelle etwas schrill ist. Das hat Conny uns nämlich verschwiegen.
Wir sind dankbar, eine so tolle Hündin adoptiert zu haben. Auch wenn sie mit fremden – überwiegend Männern – komisch ist, so ist sie trotzdem ein Schatz, den wir behüten wie unseren Augapfel und nie wieder hergeben.
Danke liebe Conny!
Thorsten & Tanja mit Hund Mika
*Die canine Hepatozoonose ist eine parasitäre Infektionskrankheit, die durch Parasiten der Gattung Hepatozoon, die zu den Kokzidien
Die Erkrankung kann sowohl subklinisch-chronisch, als auch akut-lebensbedrohlich verlaufen. Die Hepatozoonose ist keine Zoonose.
Überträger
Die Überträger der Hepatozoonose sind Zecken.
In Europa für Hepatozoon canis:
- Rhipicephalus sanguineus (Braune Hundezecke)
- Ixodes hexagonus (Igelzecke), unsicher
Pathogenese
Wie infizieren sich Hunde mit Hepatozoon canis?
- Abschlucken oder Zerbeißen der infizierten Zecke
- Intensiver Kontakt mit Füchsen
- Welpen von der infizierten Mutter (vertikal)
Klinik
Akut
- Intermittierendes Fieber
- Hämorrhagische Diarrhoe
- Lethargie
- Anämie
- Nasen- und Augenausfluss
- Lympfadenopathie
Chronisch
- Abmagerung
- Anämie
- Ataxie
- Diarrhoe
- Epileptiforme Anfälle
- Myositis
- Muskelatrophie
- Thrombozytopenie
- Versteifung der Rumpf- und Nackenmuskulatur
Bildergalerie
